Kultur

Die acht Quellen der Macht

Erfahre mehr über die Rolle von Macht im Organisationskontext – warum Macht essenziell ist, welche Machtdynamiken herrschen und wie das Arbeitsgeschehen positiv beeinflusst werden kann.

„Jeder Mensch hat die Macht die Welt zu verändern.“ – Witold Stypa

Macht gab es schon, bevor es den Menschen gab. Sei es im privaten oder beruflichen Umfeld – mit Machtthemen werden wir nahezu ständig konfrontiert. Dieses Gebiet ist schon immer so faszinierend wie auch komplex gewesen, da es tief in das Wesen menschlicher Interaktionen und Strukturen eintaucht. Doch so negativ wie das Wort der Macht oftmals konnotiert wird, geht es hier nicht um düstere Machtspiele oder manipulative Strategien. Vielmehr wollen wir die verschiedenen Facetten der Macht aus Perspektive der Organisationsentwicklung betrachten und zeigen, wie diese positiv genutzt werden können, um nachhaltiges Wachstum und eine gesunde Arbeitskultur zu fördern. Macht ist in jeder Organisation präsent und kann – richtig eingesetzt – zu einem wichtigen Motor für Innovation, Motivation und Zusammenarbeit werden. 

 

Wie definiert sich der Macht-Begriff?

Dem Begriff Macht kommt vorwiegend eine negative Bedeutung zu, da er oft mit Zwang oder Kontrolle gleichgesetzt wird. In der Realität ist Macht jedoch ein neutraler Begriff, der die Fähigkeit beschreibt, Einfluss auf andere zu auszuüben und eine oder mehrere Personen zu einem bestimmten Denken und/oder Verhalten zu führen. In Organisationen bedeutet Macht, die notwendigen Ressourcen, Informationen und Unterstützungen zu mobilisieren, um Ziele zu erreichen. Sie kann sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene wirken und ist entscheidend für die Führung, Entscheidungsfindung und das Management von Teams und Projekten.

 

Warum braucht es Macht in Organisationen?

Im Organisationskontext kann Macht klare Strukturen, eine Richtung und ein gemeinsames Ziel vorgeben. Machtpolitik ist und bleibt Teil des Unternehmensalltags und spielt vor allem in Veränderungsprozessen eine zentrale Rolle – wer Veränderungen und Entwicklungen gestalten will, braucht Macht, um diese in der Organisation umzusetzen. In der Organisationsentwicklung geht es nicht um die egoistische Seite der Macht, sondern um den ausbalancierten und verantwortlichen Einsatz zur Erreichung von gemeinschaftlichen Zielen. Durch die Übertragung von Macht, wird es ermöglicht wichtige Entscheidungen zu treffen, Ressourcen zuzuweisen und Mitarbeitende zu motivieren. Dabei sollte beachtet werden, dass Macht immer abhängig vom externen Umfeld ist. Macht entsteht z.B. durch Legitimation, Expertise oder Beziehung. Wie viel Macht eine Person aber tatsächlich hat, hängt davon ab, wie viel ihre Mitmenschen ihr zuschreiben. Besteht ein solches reflektiertes Verständnis über Machtdynamiken und wird Macht in richtiger Form eingesetzt, kann sie unterschiedliche Rationalitäten und Interessen auf ein gemeinsames Ziel ausrichten.

 

Die acht Quellen der Macht

Nach Christine Bauer-Jelinek umfassen die 8 Quellen der Macht verschiedene Aspekte des Einflusses, die Personen oder Gruppen innerhalb von Organisationen oder Gesellschaften haben können. Diese bieten eine Grundlage, um die oben erwähnten Machtlegitimationen zu verstehen.

 

1. Macht der Herkunft

Diese Machtquelle basiert auf der familiären oder sozialen Herkunft. Menschen aus einflussreichen Familien oder gesellschaftlichen Schichten haben oft automatisch Zugang zu bestimmten Ressourcen und Netzwerken.

Beispiel: Ein Mitglied einer politisch oder wirtschaftlich einflussreichen Familie kann aufgrund seines Namens oder familiären Hintergrunds Vorteile und Einfluss haben.

2. Macht der Mehrheit

Diese Macht beruht auf der Unterstützung oder Zustimmung einer großen Anzahl von Menschen. Gruppen oder Personen, die von vielen unterstützt werden, können Entscheidungen beeinflussen oder durchsetzen, da der Zusammenhalt die Kräfte bündelt. Es geht hier aber nicht ausschließlich um die quantitative Mehrheit, sondern um das entschlossene Verfolgen eines gemeinsamen Zieles.

Beispiel: Eine Gewerkschaft kann durch die kollektive Stärke ihrer Mitglieder Druck auf Arbeitgeber ausüben.

3. Macht des Wissens

Diese Machtquelle resultiert aus Fachwissen, Expertise oder speziellen Kenntnissen wie Erfahrungen oder Fertigkeiten. Personen mit fundiertem Wissen in bestimmten Bereichen können andere beeinflussen und wichtige Entscheidungen treffen.

Beispiel: Ein*e Expert*in in einem technischen oder wissenschaftlichen Bereich hat aufgrund seines/ihres Fachwissens erheblichen Einfluss auf Entscheidungen und Entwicklungen.

4. Macht der Überzeugung

Diese Macht basiert auf der Fähigkeit, andere durch Argumente, Charisma oder Rhetorik zu überzeugen. Personen mit dieser Macht können Meinungen und Verhaltensweisen beeinflussen, indem sie ihre Überzeugung demonstrieren und für ihre subjektiv richtige Meinung einstehen. Wenn die eigene Autorität nicht ausreicht, kommt hier eine übergeordnete zum Einsatz, indem beispielsweise anerkannte Persönlichkeiten referiert werden. 

Beispiel: Ein*e charismatische*r Redner*in oder Politiker*in kann durch seine/ihre Überzeugungskraft große Gruppen von Menschen mobilisieren und begeistern.

5. Macht der Kontakte

Diese Machtquelle gründet sich auf ein umfangreiches Netzwerk von Beziehungen und Kontakten. Personen, die gut vernetzt sind, haben oft Zugang zu Informationen und Ressourcen, die anderen nicht zugänglich sind.

Beispiel: Ein*e vernetzte*r Unternehmer*in kann durch seine/ihre Kontakte zu Entscheidungsträger*innen und Influencer*innen Vorteile für sein Unternehmen sichern.

6. Macht der Funktion

Diese Macht kommt aus einer formalen Position oder Rolle innerhalb einer Organisation und gilt für jeden, der aufgrund seiner Bestellung dazu berechtigt ist, Anweisungen zu treffen. Menschen in Führungspositionen haben aufgrund ihrer Funktion Autorität und Entscheidungsbefugnis.

Beispiel: Ein CEO hat aufgrund seiner Position die Befugnis, strategische Entscheidungen zu treffen und die Richtung des Unternehmens zu bestimmen.

7. Macht der Gefühle

Diese Machtquelle basiert auf der Fähigkeit, emotionale Reaktionen bei anderen hervorzurufen oder zu kontrollieren. Personen, die diese Macht nutzen, können auf einer emotionalen Ebene, beispielsweise durch Einfühlungsvermögen oder Manipulation Einfluss nehmen. Positive Emotionen können hier vor allem durch Lob, Anerkennung und Vertrauensbeweise hervorgerufen werden.

Beispiel: Eine Führungskraft, die seine Mitarbeitenden durch Wertschätzung motiviert und inspiriert, nutzt die Macht der Gefühle.

8. Macht der Materie

Diese Macht beruht auf physischer Stärke und dem Besitz oder der Kontrolle über materielle Ressourcen wie Geld, Eigentum oder andere wertvolle Güter. Personen mit Zugang zu diesen Ressourcen können andere beeinflussen und Entscheidungen steuern.

Beispiel: Ein*e Investor*in, der/die über erhebliche finanzielle Mittel verfügt, kann Projekte finanzieren und dadurch deren Richtung und Erfolg beeinflussen.

 

Bedeutung der acht Quellen der Macht

Diese verschiedenen Quellen der Macht verdeutlichen, dass Einfluss auf viele unterschiedliche Weisen ausgeübt werden kann, abhängig von den jeweiligen Ressourcen, Fähigkeiten und Netzwerken einer Person oder Gruppe. Das Verständnis über verschiedene Machtquellen ist aus mehreren Gründen entscheidend:

  • Verantwortungsbewusstsein: Das Bewusstsein über die eigenen Machtquellen kann helfen, die negative Nutzung von Macht zu vermeiden und eine gerechte und transparente Führung zu gewährleisten.
  • Organisation und Führung: Zu verstehen, woher Macht kommt und wie sie verteilt ist, hilft dabei, Autorität und Einfluss gezielt und fair einzusetzen und so die Effizienz der Mitarbeitenden zu steigern.
  • Konfliktlösung: Viele Konflikte resultieren aus Machtfragen. Das Verständnis der Quellen der Macht kann helfen, diese Konflikte zu analysieren und gemeinschaftliche Lösungen zu finden.

 

Unsere abschließenden Gedanken

Macht ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Organisation und wird dies auch in Zukunft bleiben. Wenn sie positiv und verantwortungsvoll eingesetzt wird, kann sie dazu beitragen, ein produktives, innovatives und harmonisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Die acht Quellen der Macht bieten vielfältige Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, Veränderungen herbeizuführen und die zugrundeliegenden Mechanismen und Dynamiken zu verstehen. Indem wir diese Machtquellen erkennen und richtig nutzen, können wir nachhaltiges Wachstum und eine starke Unternehmenskultur fördern. Also nutzt die Macht, die euch zur Verfügung steht, um euer Arbeitsumfeld positiv zu gestalten und gemeinsam mit eurem Team Großes zu erreichen.

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